Lappland im Winter, finnische Weihnachten & Silvester

Jaja, ich lebe noch.

Es mag zwar schon fast ein Monat seit meinem letzten Beitrag gewesen sein, aber mich hat noch nicht der Yeti geholt oder der Schnee begraben.

Es ist aber auch einiges passiert in der Zeit, also haltet euch fest und macht euch auf viel Information gefasst:

Aufgehört hab ich mit meinem letzten Post ja mit dem Nationalfeiertag und in den zwei Wochen darauf ist erstmal nicht sonderlich viel passiert. Ich hab noch ein paar Mal freiwillig für die Schule Geschenke vor dem Laden in Joensuu eingepackt und bin regulär zur Schule gegangen.

Am letzten Tag vor den Ferien wirds dann wieder interessant: Anstelle von Schule zu haben, sind wir in die Kirche gegangen. Das darf man sich jetzt aber auf keinen Fall so vorstellen, wie das bei uns in Deutschland ist mit langer Predigt und Krippenspiel, sondern es war ein Schulgottesdienst, der auch von unserem echt coolen Schulleiter (der nebenher Pfarrer ist) gehalten wurde. Feli und ich wurden ursprünglich nur gefragt, ob wir denn Lust hätten, die erste Strophe von “Vom Himmel hoch” auf Deutsch zusammen zu singen, jedoch hatten wir dann mit dem Minichor (bestehend aus 8 oder 9 Leuten), der da musiziert, im Vornherein so viel Spaß, dass die uns gleich dabehalten haben und wir die, von uns innerhalb von zwei Tagen gelernten, finnischen Weihnachtslieder vor versammelter Schule mitgesungen haben. Daneben haben wurden Teile des Lukasevangeliums in verschiedenen Sprachen vorgelesen: Natürlich ein Teil auf Finnisch, ein Teil von der ATS aus dem Baskenland auf Spanisch und ein weiterer Teil von Feli und mir auf Deutsch. Insgesamt ein spaßiger Gottesdienst.

In der Woche lief bei uns der neue Star Wars an und da Feli und ich den unbedingt sehen wollten, haben wir den Film als Einläuten der Ferien, nach ein paar Stunden Weihnachtsshopping, in einem vollen Kino gemeinsam mit Leuten aller möglicher Nationen (ist schon interessant, wer da so zusammenkommt wenn man die Filme in Originalvertonung zeigt) angeschaut und kollektiv gelacht und geweint.

Nun ja, dann, vier Tage später, ging es dann mit zwei Autos und sieben Leuten (Meine Gasteltern, meine Schwestern, mein großer Bruder und dessen Freundin, die über Weihnachten aus Helsinki zu Besuch waren) los in Richtung Norden. Nach neun Podcasts, einem Mittagsessensstop und acht Stunden Fahrt kamen wir dann im Dunklen bei dem kleinen Ferienhaus mitten im nirgendwo an, wo meine Gastgroßeltern schon mit dem Essen warteten.

Bevor ich weiter erzähl, kurz zur Dunkelheit, die ist am 22. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, keine Seltenheit. Am Tag drauf ging die Sonne nämlich um 11:30 Uhr “auf” und um 13:00 Uhr unter, wobei man das nicht wirklich aufgehen nennen kann. Zusehen ist sie nämlich nicht, so tief steht sie am Himmel. Es ist aber auch nicht so, als würde es von 11:29 zu 11:30 auf einen Schlag hell werden und von 12:59 zu 13:01 auf einen Schlag dunkel, sondern es herrscht der sogenannte “Blaue Moment”. Das ist sowas wie die goldene Stunde, nur anders. Wie der Name sagt, wird der komplette Himmel in ein tiefes Blau getaucht und man möchte meinen, der ist ja immer blau, aber das ist ein sehr anderes blau… Nun ja, ist auf jeden Fall schön anzuschauen, was man jedoch auch nicht zu viel machen kann, wenn man nicht sehr warm angezogen ist. Wir hatten da nämlich -20°C, oder wie die Finnen sagen: Nur -20°C – Ich fands kalt 🙂 Aber es ist auf eine andere Art kalt und das kann man nicht so wirklich erklären, aber es tut schon nach kurzem weh (und da braucht es auch keinen Wind für, den es genauso wie Schneefall bei den Temperaturen auch gar nicht mehr wirklich gibt)

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Kommen wir jetzt aber mal zu Weihnachten:

Vorweg: Rund 80% der Finnen gehören der Evangelisch-Lutherischen Kirche an. Jedoch bezeichnen sich ein Großteil von ihnen als unreligiös und gehen selten bis nie in die Kirche. Somit steht jetzt auch das Christliche nicht mehr so im Vorderpunkt, sondern es ist einfach ein Familienfest. Daneben rühmt sich Finnland, Heimat des echten Weihnachtsmannes zu sein. Der hat hier auch sein eigenes Dorf, man kann ihn und seine Elfen besuchen gehen oder ihm auch nur einen Brief schreiben, der selbstverständlichst beantwortet wird. Ich hatte zwar vor, einen Brief zu schreiben, getan hab ich es letztendlich nicht, da ich es einfach vergessen hatte und als es in mir wieder hoch kam, zu spät war – Geschenke hab ich trotzdem gekriegt 🙂

Zum Essen: Typischerweise holt sich jede Familie ein großes Stück vom Schwein, was dann im Backofen gemacht wird (Fragt mich nicht wie, ich bin Vegetarier und hab keine Ahnung) und was dann von der Familie im Verlauf der Feiertage verzehrt wird. Das ist der sogenannte Joulukinkku, also Weihnachtsschinken. Dazu gibts verschiedene Aufläufe, traditionell aus Karotten, Kartoffeln und Steckrüben. Bei uns gab es dazu dann Fisch, Kartoffeln und vieles mehr. Es bietet sich auch für Vegetarier genug auch wenn das vielleicht nicht so klang. Als süßen Krams für nachmittags und abends gibt es, wie schon im letzten Post erwähnt, Joulutorttut und Glögi, das ist sowas wie Punsch und ich muss sagen, ich genieß das beides sehr.

Ich hab von dem Essen aber leider echt keine Fotos gemacht.

Ich hab s aber auch geschafft, mich schon am Tag vor Weihnachten so extrem zu überfressen, dass ich vor Übelkeit nicht schlafen konnte und am nächsten Tag bis zum Abendessen keinen Appetit mehr hatte. Und das obwohl wir sogar Ski fahren gegangen sind. Das war ein ganz anderes Ski-Erlebnis wie in den Alpen. Es ging nicht weit runter und von dem Hügel aus konnte man anfangs recht weit sehen und es hügelte nur so vor sich hin. Jedoch ist die Natur aussenrum ganz anders und faszinierend. Ich hab Bäume noch nie so gesehen. Die Bäume waren komplett in Eis und Schnee zugedeckt und es war sehr viel weißer in der Umgebung wie wenn es in Deutschland schneit, einfach weil die Bäume komplett weiß sind.

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Nun ja, ein paar Tage später sind wir dann zur Oma mütterlicherseits in die Stadt Kemijärvi umgezogen. Kemijärvi haben wir uns abends auch noch bei Nacht angeschaut und ich bin am nächsten Morgen noch mal schnell raus und hab es mir bei Tag angeschaut und bin auf dem See spazieren gegangen (wir hatten mal wieder -20°C)

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Diese Oma sprach im Gegensatz zu der anderen auch fließend Englisch (sie war einmal Englischlehrerin) und daneben auch noch Deutsch, Französisch, Japanisch, Chinesisch und Brocken von Spanisch. Jaja, gebildete und interessante Frau.

Nachdem wir dann noch verschiedenste Familienmitglieder besucht haben, haben wir uns dann aber auch wieder auf den Heimweg gemacht. Gesamt waren wir sieben Tage in Lappland.

Da wir nicht alle Geschenke mit uns in den Norden nehmen konnten, gab es die Geschenke dann erst nach Heimkunft bei einem zweiten heiligen Abend. Ich wurde sogar recht herzhaft beschenkt und es war ein lustiger Abend. Am nächsten Morgen ist mein großer Bruder wieder nach hause gefahren und dann bin ich mit Feli spazieren gegangen und wir sind ein wenig über einen der vielen gefrorenen Seen gelaufen und geschlittert 😀

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Auf Weihnachten folgt Silvester und ich habs natürlich geschafft, mich ein zweites mal zu überfressen. Diesmal jedoch bei den Nachbarn. Nachdem meine Eltern und die Jungs des Hauses zum Party machen in die Stadt gegangen sind, haben meine kleine Schwester und ich mit dem Nachbarsehepaar einen Film und mitternachts die Feuerwerke genossen.

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Mich hat dann eine Erkältung erwischt und somit war der Rest der Ferien dann nicht mehr wirklich nutzbar und jetzt bin ich hier, am 4. Januar, dem ersten Schultag nach den Ferien und kann euch berichten, dass es nicht ganz so cool ist, bei -18°C zum Bus zu laufen. Es tun einem Gesicht und Beine einfach so von der Kälte weh, das ist unvorstellbar. Aber ich lebe noch und habe Spaß dran.

Ich hoffe, ihr da draußen hattet auch schöne Feiertage und ich wünsche euch viel Glück und Spaß im neuen Jahr

Grüße aus Finnland

Lena